Besonderheiten & Chancen der Familiennachfolge

Eine Unternehmensnachfolge zu gestalten ist ein Prozess, der im besten Falle über Jahre hinweg sorgsam vorbereitet und mit Hilfe einer objektiven Beratung Schritt für Schritt durchgeführt werden sollte.

Die Familiennachfolge wird oft schon über eine Generation hinweg geplant und stellt eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten dar – denn hier ist das System der Familie untrennbar mit dem der Organisation verbunden und kann somit ungeahnte Hürden mit sich bringen.

projekt gespräch
Der Junior ist in den meisten Fällen bereits früh Teil des Unternehmens geworden, steht für Erneuerung und das Infragestellen der etablierten Strukturen. Durch die Weiterentwicklung von Märkten sowie der Kunden, muss ein Wertewandel vollzogen werden, womit seine Visionen oft konträr zu den alten Werten stehen, die der Senior vertritt.

Diese Dynamik wird durch die Spiegelung der Familienrollen in der Organisation verstärkt, sodass eine neutrale Beratung unabdingbar ist, um Konflikte in der Nachfolgefrage klären zu können.

Die tradierten Rollenbilder können auch dazu führen, dass beispielsweise nicht aufgearbeitete Ereignisse aus der Vergangenheit erst im Übergabeprozess zum Vorschein kommen und sich Emotionen, wie Konkurrenz oder Neid, in der Nachfolgegeneration zeigen.

Ebenso ist denkbar, dass die eigene Rolle innerhalb der natürlich gewachsenen Familienstruktur wenig mit der Funktion übereinstimmt, die in der Unternehmung übernommen werden soll. So können leicht Potenziale übersehen werden und es kann dazu führen, dass der Senior nicht loslassen kann und seine derzeitige Stellung im Unternehmen weiterhin beispielsweise in Form eines Postens im Aufsichtsrat erhalten möchte.

Auf der Seite der Mitarbeiter können zu hohe Erwartungen an den Junior eine Hürde darstellen, da diese oft von ihm in kürzester Zeit dieselbe Expertise wie die des Seniors erwarten. Daher ist es ratsam, die Mitarbeiter in den Prozess der Erarbeitung der gemeinsamen Zukunftsvision für das Unternehmen mit einzubeziehen und die Rollenverteilung der neuen Führungsebene klar sichtbar zu machen.¹

All diese Punkte zeigen nur beispielhaft, mit welchen Hürden bei einer Familiennachfolge im Gegensatz zu einer „klassischen“ Nachfolge auf Seiten des Übergebenden, des Übernehmenden und der Angestellten gerechnet werden kann.

Frau Elke Simon-Kuch hat selbst eine Familiennachfolge angetreten und 2007 die Simon Werbung GmbH, die Agentur ihrer Mutter übernommen. Seitdem hat sie die Agentur als geschäftsführende Gesellschafterin mit innovativen Ideen weiterentwickelt.

gespräch

Welche Herausforderung sehen Sie im Prozess der Familiennachfolge?

Die größte Herausforderung ist, beide Generationen im gleichen Maße in den Übernahmeprozess einzubinden. Auf der einen Seite muss man die Lebensleistung der übergebenden Generation achten. Auf der anderen Seite muss man bedenken, dass keine zu große Bürde auf die übernehmende Generation geladen wird, damit diese nicht unter der Last zusammenbricht.

Man kann sich das wie eine Waage vorstellen, auf der die Wünsche und Vorstellungen beider Seiten Stück für Stück aufgewogen werden. Diese muss austariert werden, damit kein Frust entsteht. Eine Familiennachfolge kann nicht von heute auf morgen vollzogen werden, da sich beide Seiten behutsam darauf einstellen müssen.

Der Übergebende muss lernen, loszulassen – das kann nicht abrupt erfolgen. Ebenso muss der Übernehmende in seine neue Verantwortung hineinwachsen. Das Finden und Ausfüllen der neuen Rolle darf nicht unterschätzt werden, da innerhalb des Unternehmens erst die Akzeptanz für den Nachfolger hergestellt werden muss.

Auch wenn dieser im Regelfall bereits lange im Unternehmen arbeitet, tritt dieser nun nicht mehr als Mitarbeiter sondern als Führungskraft auf.

Neben den persönlichen Faktoren spielt auch der finanzielle Aspekt eine wichtige Rolle. Es müssen alle Karten auf den Tisch gelegt werden, um alles so transparent wie möglich zu gestalten.

Auch steuerlich sollte man im Voraus über gewisse Optionen, wie eine Schenkung, nachdenken, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Aus all diesen Gründen sollte man eine Familiennachfolge so frühzeitig wie möglich planen.

Welche Chancen sehen Sie in der Familiennachfolge?

Wenn ein gutes Verhältnis zwischen den Generationen besteht, hat der Nachfolger die Möglichkeit, das Vermächtnis der Eltern fortzuführen, die das Unternehmen über Jahre hinweg aufgebaut haben. Das kann den familiären Zusammenhalt stärken.

Außerdem kann die übernehmende Generation von den Erfahrungen der übergebenden profitieren – denn wann kann man den Altinhaber sonst sonntags beim Kaffee trinken fragen, wie er diese oder jene Situation gehändelt hätte. Besonders junge Leute können sich so mit viel Rückhalt verwirklichen.

Haben Sie sich eine Beratung zu Nutzen gemacht? Wenn ja, wie hat diese Ihnen geholfen und wo lag für Sie der größte Mehrwert? Wenn nein, an welchen Punkten hätten Sie sich Hilfe gewünscht?

Wir haben uns im Nachfolgeprozess einer Beratung bedient, da diese gefördert wurde. Sie hat uns sehr geholfen, da es in einem so umspannenden Prozess einer gewissen Struktur bedarf, damit kein Thema, sei es noch so klein, außen vor gelassen wird. Viele Detailfragen treten erst mit der Zeit auf und müssen ehrlich geklärt werden. Gerade in einer Familiennachfolge sind viele Emotionen im Spiel, sodass wir von der Beratung in der vermittelnden Rolle profitieren konnten.

1 Glaser, Renate / Königswieser, Ulrich: Familienangelegenheiten. Erfahrungen bei der Beratung von Nachfolgeprozessen in Familienunternehmen, in: OrganisationsEntwicklung Nr.1, 2019

Das geförderte* Projekt ExNa bietet eine ganzheitliche Beratung für Unternehmer und Nachfolger an, die eine Familiennachfolge planen oder sich bereits im Prozess der Übergabe befinden. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Teilnehmern wird eine vertraute familiäre Atmosphäre geschaffen, in der alle Beteiligten in jeden Schritt der Übergabe einbezogen werden. Die Teilnahme am Projekt ExNa ist kostenfrei.

Möchten Sie Ihr Unternehmen abgeben oder eine Unternehmensnachfolge antreten?

Interessierte können unverbindlich einen Erstberatungstermin mit dem Projekt-ExNa-Team vereinbaren. Gehen Sie dazu auf www.projekt-exna.de oder kontaktieren Sie das Team telefonisch unter 0391 58243116.

Das Projekt „Exna – Existenzgründungen im Rahmen der Unternehmensnachfolge“ ist ein vom Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Digitalisierung gefördertes Projekt im Rahmen der ego.- Konzept- Richtlinie und ist mit Landesmittel finanziert und durch ESF- Mittel kofinanziert.

Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text die männliche Form gewählt, nichtsdestoweniger beziehen sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter.

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